Ereignisse der letzten Woche Teil III

Neuer Tag, neues Internet. Zurück zur Geschichte:


Als sich die Tür öffnete kam uns erst einmal eine dicke Wolke Rauch entgegen. Mh, Raucherauto. Man kann nicht immer Glück haben. Die Gestalt am Steuer fragte mit kratziger Stimme, was unser Ziel sei und ob wir bereit wären pro Person einen kleinen Geldbetrag zu spenden, Er hätte kein Benzin mehr. Das war wohl der Hauptgrund weswegen er angehalten hatte, für unsere Großzügigkeit war er aber trotzdem bereit uns, sofern das Benzin reichen sollte und obwohl er eigentlich ein anderes Ziel hätte, bis nach Pahia zu bringen. Unsere Skeptik ob wir und unsere Rucksäcke in sein Auto passen würden, wurden mit einer Handgeste für unbegründet erklärt, er müsse nur kurz aufräumen. Unsere Rucksäcke wurden kurzerhand provisorisch an seinen Anhänger geschnallt, wir durften uns zwischen allerlei Müll auf den Beifahrersitz bzw. auf den Müllberg im hinteren Teil des Autos, den er liebevoll Bett nannte.

Er war ein guter Fahrer.
Muss man, glaube ich, auch sein um mit den Knien am Lenkrad den Wagen in der Spur zuhalten und sich während dessen -ohne das Tabak verschüttet wird- mit den Händen die Nächste Zigarette zu drehen oder sich die Bong anzuzünden. Auch Blickkontakt mit der Straße war nicht zwangsweise notwendig für einen guten Fahrer wie ihn, das bewies er mehrmals beim Suchen des Feuerzeugs zwischen seinen Beinen im Fußraum, welches er nach Gebrauch wieder nach unten feuerte.

Auch das obligatorische Gespräch zwischen Fahrer und Tramper verlief eher untypisch.
Nachdem er mir eine viel zu lange Zeit (für jemanden der hinter einem Steuer sitzt) ins Gesicht gestarrt hatte, berichtete er mir von seinen seherischen Fähigkeiten und gab mir allerlei Studiums- und Jobempfehlungen. Die nächste halbe Stunde verbrachte er damit weitere skurrile Geschichten zum Besten zu geben, die ich aber aufgrund der Brutalität, Absurdität und der Gefahr hin verschiedenste Ethnien zu beleidigen hier unerwähnt lassen möchte.
Wir waren froh als wir sein Fahrzeug verlassen durften.


In Paihia blieben wir zwei Nächte. Ein wirklich malerisch schöner an der Küste gelegener Touristenort, der aber wegen teilweise in Stürme ausartenden Regenschauern eher leer blieb. Diese waren auch der Grund für unsere ereignislosen Nachmittage. Keine der von der Information vorgeschlagenen touristischen Aktivitäten kam ohne das knapp 12° warme Wasser aus, weswegen wir beschlossen weiter Richtung Kaitaia zu ziehen.


In aller Frühe setzten wir uns an den Highway Nummer 1. Zwischen Kaitaia und Paihia liegen fast 120 km. Unser Ziel war zwar an sich keine schöne oder interessante Stadt, aber Startpunkt vieler geführter und preiswerter Touren in den Far North, den man ohne Auto nur schwer erkunden kann. Unser Weg verlief schwerer ab als erwartet und bisher erlebt. Wir brauchten fast 5 Stunden und 7 verschiedene Autos um dorthin zu gelangen. Hier eine chronologische Auflistung der Personen, die uns mitnahmen, benannt nach uns im Gedächtnis hängen gebliebenen Charakteristika.
Der Jäger, der uns empfahl Possums zu jagen und ihre Felle für wohl 100$ pro Kilo zu verkaufen.
Eine nette Inderin, dessen Mann mal von mehreren Maoris zusammengeschlagenen wurde, als er sich erbarmte eine Tramperin mitzunehmen.
Ein Mann mit 4 Söhnen, von denen keiner besonders gesprächig war.
Ein Surfer aus Großbritannien, der sein Land und seine Frau für die Strände Neuseelands verlassen hatte.
Dann, nach fast eineinhalb Stunden warten am Straßenrand, der Golfer.
Dann ein Maori mit wirklich teurem Soundsystem.
Und zu guter Letzt ein Maler, ehemaliger Tramper, mit deutscher Freundin.


Bei einer Wartepause, zwischen Golfer und Maori, kam der Besitzer des Hauses, vor dem wir Stellung bezogen hatten um weiterzukommen, heraus und unterhielt sich mit uns. Der hohe Drahtzaun, der sein Grundstück umschloss, war gespickt mit alten verrosteten Fahrrädern, die -weniger bei Erik, vorallem bei mir- dazu geführt hatten jede Kleinigkeit, jedes einzelne Fahrrad per Kamera festzuhalten. Er erzählte uns, dass sein Vater vor einigen Jahren als Spaß 3 dieser Fahrräder zum Anlass einer Feier dorthin gehängt hatte. Als Fremde daraufhin anfingen ihm ihre alten Fahrräder vor den Hof zu legen, beschloss er sie nicht herunter zunehmen, sondern die anderen noch hinzuzuhängen. Wie viele andere Leute, denen wir von unseren Plänen erzählt hatten, riet er uns ab nach Kaitaia zu reisen, weil diese Stadt schlichtweg hässlich sei.

Und das war sie wirklich, doch deswegen waren wir nicht hier und hatten auch nicht vor allzu lange zu bleiben. Das Hostel in dem wir unterkamen war überflutet von Deutschen und auch nicht unbedingt sauber.

Die Tour hat sich unserer Meinung nach, trotz einem Preis pro Person von 50$, gelohnt. Der Fahrer hatte ein unglaubliches Fachwissen und einen tollen Humor. Er fuhr uns zum Cape Reinga, dem fast nördlichsten Punkts Neuseelands, dem wohl wichtigstem religiösen Ort der Maoris und dem Punkt an dem der Pazifik und die tasmanische See ineinander fließen. Anschließend Sandsurfen auf den Ausläufern des 90-Mile-Beaches und Befahren von über 70 Meilen davon. Zwischen durch Sandwiches, Cookies, unsere erste wilde Seerobe und das größste 3-Dollar (knapp 2€) Eis, welches ich je gegessen habe. Alles in allem ein gelungener Tag.


Wegen Fehlender Landmasse im Norden mit dem Wunsch Kaitaia zu entfliehen, beschlossen wir zurück nach Süden nach Whangerei zu trampen. Nach zwei kürzeren Fahrten mit einer älteren Frau und ihrem Hund Diesel, sowie einem schweigsamen Kiwi mit mehreren Spielkonsolen im Auto, fuhr uns Ian, ein sehr gesprächiger und humorvoller Kettenraucher mitten in Whangarei ab. Dort kamen wir diesmal in dem etwas zentraler gelegenem Campingplatz unter. Auf ihm lernten wir Andy, einen weiteren Deutschen kennen mit dem wir am nächsten Tag die Abbey Caves, laut unserem „Lonely Planet“ die Low-Budget-Alternative zu den Glühwürmchenhöhlen nahe Taupo. Hierbei handelt es sich um ungesicherte, teilweise kniehoch mit eiskaltem Wasser gefüllte, sich zwischendurch zu 1-Meter-Durchmesser-Löchern verengende, stockdüstere (wir hatten zu dritt eineinhalb Taschenlampen in wirklich absoluter Dunkelheit) und mit allerlei Viechern wie Aalen und Glühwürmchen angefüllte Höhlen. Aus Angst um unsere Kameras haben wir leider keine Fotos gemacht, gute Entscheidung. Da die Höhlen nur notdürftig von Menschen angerührt wurden, lief es teilweise darauf hinaus, dass wir am Ende von einigen Höhlen einen senkrechten 4-Meter-Schacht , der mit Fass großen Felsen verschüttet war (die aber eine wunderbare Kletterhilfe dasstellten) hinauf klettern durften um wieder hinauszugelangen. Das Bouldern in Berlin vor Neuseeland hat sich definitiv gelohnt.


Auch hier hielt es uns nicht lange, der etwas hektische Taiwanese Ray brachte uns bis nach Warkworth. Wir hatten uns im voraus via E-Mail mit Steve und Jeab, den ersten, die so freundlich waren uns mitzunehmen, verständigt und ein Treffen vereinbart. Wir durften einen Tag und zwei Nächte die vielgepriesene Gastfreundschaftlichkeit der Neuseeländer genießen. Wir durften in ihrem Truck schlafen und wurden mit Essen versorgt. Und jeder Einwand, dass wir volkommene Fremde wären, ein eigenes Zelt und eigenes Essen hätten, wurden mit Lächeln und einer Geste abgewinkt, so mache man das in Neuseeland.


Mein Gegenwarts-Ich befindet sich bereits in Auckland und hat auch schon, mit kompetenter Hilfe von Steve, Autos begutachtet, bewertet und sich für eins entschieden. Wir sind in einem 8-Bett-Zimmer in der Innenstadt, hoffen aber sobald wie Möglich hier wieder wegzukommen. Auto holen wir Morgen oder Übermorgen ab.


Mehr neues gibt es nicht.
Schöne Grüße aus Neuseeland.


PS: Jedes Mal wenn Erik und ich uns aufmachen zu einer Odyssey auf der Suche nach Internet, vergesse ich tragischerweise meine externe Festplatte, wo alle bisher geschossenen Fotos gespeichert sind, in unserer Unterkunft. Ich hoffe ich denke das nächste mal daran, damit ich euch endlich mal an der Schönheit teilhaben lassen kann, die ich hier jeden Tag erlebe.

2 Kommentare:

  1. flo am anderen ende der welt...danke für dein bericht der ereignisse der letzten woche teil I bis III. spannend, witzig und aufregend. es ist fast wie live dabei sein.

    AntwortenLöschen
  2. liebe grüße man ;) ich will die fotos sehn!!!den fahrradzaun, und die landschaft und alles. auch wenn ich mir das ansatzweise vorstellen kann, schöner schreibstil. auf das ihr noch viele abenteuer erlebt, erhebe ich eine flasche bier und rufe laut: prost!!
    machs gut jo.

    AntwortenLöschen