Neuer Tag, neues Internet. Zurück zur Geschichte:
Als sich die Tür öffnete kam uns erst einmal eine dicke Wolke
Rauch entgegen. Mh, Raucherauto. Man kann nicht immer Glück haben.
Die Gestalt am Steuer fragte mit kratziger Stimme, was unser Ziel sei
und ob wir bereit wären pro Person einen kleinen Geldbetrag zu
spenden, Er hätte kein Benzin mehr. Das war wohl der Hauptgrund
weswegen er angehalten hatte, für unsere Großzügigkeit war er aber
trotzdem bereit uns, sofern das Benzin reichen sollte und obwohl er
eigentlich ein anderes Ziel hätte, bis nach Pahia zu bringen. Unsere
Skeptik ob wir und unsere Rucksäcke in sein Auto passen würden,
wurden mit einer Handgeste für unbegründet erklärt, er müsse nur
kurz aufräumen. Unsere Rucksäcke wurden kurzerhand provisorisch an
seinen Anhänger geschnallt, wir durften uns zwischen allerlei Müll
auf den Beifahrersitz bzw. auf den Müllberg im hinteren Teil des
Autos, den er liebevoll Bett nannte.
Er war ein guter Fahrer.
Muss man, glaube ich, auch sein um mit den Knien am Lenkrad den
Wagen in der Spur zuhalten und sich während dessen -ohne das Tabak
verschüttet wird- mit den Händen die Nächste Zigarette zu drehen
oder sich die Bong anzuzünden. Auch Blickkontakt mit der Straße war
nicht zwangsweise notwendig für einen guten Fahrer wie ihn, das
bewies er mehrmals beim Suchen des Feuerzeugs zwischen seinen Beinen im Fußraum,
welches er nach Gebrauch wieder nach unten feuerte.
Auch das
obligatorische Gespräch zwischen Fahrer und Tramper verlief eher
untypisch.
Nachdem er mir eine viel zu lange Zeit (für jemanden der hinter
einem Steuer sitzt) ins Gesicht gestarrt hatte, berichtete er mir von
seinen seherischen Fähigkeiten und gab mir allerlei Studiums- und
Jobempfehlungen. Die nächste halbe Stunde verbrachte er damit
weitere skurrile Geschichten zum Besten zu geben, die ich aber
aufgrund der Brutalität, Absurdität und der Gefahr hin
verschiedenste Ethnien zu beleidigen hier unerwähnt lassen möchte.
Wir waren froh als wir sein Fahrzeug verlassen durften.
In Paihia blieben wir zwei Nächte. Ein wirklich malerisch schöner
an der Küste gelegener Touristenort, der aber wegen teilweise in
Stürme ausartenden Regenschauern eher leer blieb. Diese waren auch
der Grund für unsere ereignislosen Nachmittage. Keine der von der
Information vorgeschlagenen touristischen Aktivitäten kam ohne das
knapp 12° warme Wasser aus, weswegen wir beschlossen weiter Richtung
Kaitaia zu ziehen.
In aller Frühe setzten wir uns an den Highway Nummer 1. Zwischen
Kaitaia und Paihia liegen fast 120 km. Unser Ziel war zwar an sich
keine schöne oder interessante Stadt, aber Startpunkt vieler
geführter und preiswerter Touren in den Far North, den man ohne Auto
nur schwer erkunden kann. Unser Weg verlief schwerer ab als erwartet
und bisher erlebt. Wir brauchten fast 5 Stunden und 7 verschiedene
Autos um dorthin zu gelangen. Hier eine chronologische Auflistung der
Personen, die uns mitnahmen, benannt nach uns im Gedächtnis hängen
gebliebenen Charakteristika.
Der Jäger, der uns empfahl Possums zu jagen und ihre Felle für
wohl 100$ pro Kilo zu verkaufen.
Eine nette Inderin, dessen Mann mal von mehreren Maoris
zusammengeschlagenen wurde, als er sich erbarmte eine Tramperin
mitzunehmen.
Ein Mann mit 4 Söhnen, von denen keiner besonders gesprächig
war.
Ein Surfer aus Großbritannien, der sein Land und seine Frau für
die Strände Neuseelands verlassen hatte.
Dann, nach fast eineinhalb Stunden warten am Straßenrand, der
Golfer.
Dann ein Maori mit wirklich teurem Soundsystem.
Und zu guter Letzt ein Maler, ehemaliger Tramper, mit deutscher
Freundin.
Bei einer Wartepause, zwischen Golfer und Maori, kam der Besitzer
des Hauses, vor dem wir Stellung bezogen hatten um weiterzukommen,
heraus und unterhielt sich mit uns. Der hohe Drahtzaun, der sein
Grundstück umschloss, war gespickt mit alten verrosteten Fahrrädern,
die -weniger bei Erik, vorallem bei mir- dazu geführt hatten jede
Kleinigkeit, jedes einzelne Fahrrad per Kamera festzuhalten. Er
erzählte uns, dass sein Vater vor einigen Jahren als Spaß 3 dieser
Fahrräder zum Anlass einer Feier dorthin gehängt hatte. Als Fremde
daraufhin anfingen ihm ihre alten Fahrräder vor den Hof zu legen,
beschloss er sie nicht herunter zunehmen, sondern die anderen noch
hinzuzuhängen. Wie viele andere Leute, denen wir von unseren Plänen
erzählt hatten, riet er uns ab nach Kaitaia zu reisen, weil diese
Stadt schlichtweg hässlich sei.
Und das war sie wirklich,
doch deswegen waren wir nicht hier und hatten auch nicht vor allzu
lange zu bleiben. Das Hostel in dem wir unterkamen war überflutet
von Deutschen und auch nicht unbedingt sauber.
Die Tour hat
sich unserer Meinung nach, trotz einem Preis pro Person von 50$,
gelohnt. Der Fahrer hatte ein unglaubliches Fachwissen und einen
tollen Humor. Er fuhr uns zum Cape Reinga, dem fast nördlichsten
Punkts Neuseelands, dem wohl wichtigstem religiösen Ort der Maoris
und dem Punkt an dem der Pazifik und die tasmanische See ineinander
fließen. Anschließend Sandsurfen auf den Ausläufern des
90-Mile-Beaches und Befahren von über 70 Meilen davon. Zwischen
durch Sandwiches, Cookies, unsere erste wilde Seerobe und das größste
3-Dollar (knapp 2€) Eis, welches ich je gegessen habe. Alles in
allem ein gelungener Tag.
Wegen Fehlender Landmasse im Norden mit dem Wunsch Kaitaia zu
entfliehen, beschlossen wir zurück nach Süden nach Whangerei zu
trampen. Nach zwei kürzeren Fahrten mit einer älteren Frau und
ihrem Hund Diesel, sowie einem schweigsamen Kiwi mit mehreren
Spielkonsolen im Auto, fuhr uns Ian, ein sehr gesprächiger und
humorvoller Kettenraucher mitten in Whangarei ab. Dort kamen wir
diesmal in dem etwas zentraler gelegenem Campingplatz unter. Auf ihm
lernten wir Andy, einen weiteren Deutschen kennen mit dem wir am
nächsten Tag die Abbey Caves, laut unserem „Lonely Planet“ die
Low-Budget-Alternative zu den Glühwürmchenhöhlen nahe Taupo.
Hierbei handelt es sich um ungesicherte, teilweise kniehoch mit
eiskaltem Wasser gefüllte, sich zwischendurch zu
1-Meter-Durchmesser-Löchern verengende, stockdüstere (wir hatten zu
dritt eineinhalb Taschenlampen in wirklich absoluter Dunkelheit) und
mit allerlei Viechern wie Aalen und Glühwürmchen angefüllte
Höhlen. Aus Angst um unsere Kameras haben wir leider keine Fotos
gemacht, gute Entscheidung. Da die Höhlen nur notdürftig von
Menschen angerührt wurden, lief es teilweise darauf hinaus, dass wir
am Ende von einigen Höhlen einen senkrechten 4-Meter-Schacht , der
mit Fass großen Felsen verschüttet war (die aber eine wunderbare
Kletterhilfe dasstellten) hinauf klettern durften um wieder
hinauszugelangen. Das Bouldern in Berlin vor Neuseeland hat sich
definitiv gelohnt.
Auch hier hielt es uns nicht lange, der etwas hektische Taiwanese
Ray brachte uns bis nach Warkworth. Wir hatten uns im voraus via
E-Mail mit Steve und Jeab, den ersten, die so freundlich waren uns
mitzunehmen, verständigt und ein Treffen vereinbart. Wir durften
einen Tag und zwei Nächte die vielgepriesene
Gastfreundschaftlichkeit der Neuseeländer genießen. Wir durften in
ihrem Truck schlafen und wurden mit Essen versorgt. Und jeder
Einwand, dass wir volkommene Fremde wären, ein eigenes Zelt und
eigenes Essen hätten, wurden mit Lächeln und einer Geste abgewinkt,
so mache man das in Neuseeland.
Mein Gegenwarts-Ich befindet sich bereits in Auckland und hat auch
schon, mit kompetenter Hilfe von Steve, Autos begutachtet, bewertet
und sich für eins entschieden. Wir sind in einem 8-Bett-Zimmer in
der Innenstadt, hoffen aber sobald wie Möglich hier wieder
wegzukommen. Auto holen wir Morgen oder Übermorgen ab.
Mehr neues gibt es nicht.
Schöne Grüße aus Neuseeland.
PS: Jedes Mal wenn Erik und ich uns aufmachen zu einer Odyssey auf
der Suche nach Internet, vergesse ich tragischerweise meine externe
Festplatte, wo alle bisher geschossenen Fotos gespeichert sind, in
unserer Unterkunft. Ich hoffe ich denke das nächste mal daran, damit
ich euch endlich mal an der Schönheit teilhaben lassen kann, die ich
hier jeden Tag erlebe.
flo am anderen ende der welt...danke für dein bericht der ereignisse der letzten woche teil I bis III. spannend, witzig und aufregend. es ist fast wie live dabei sein.
AntwortenLöschenliebe grüße man ;) ich will die fotos sehn!!!den fahrradzaun, und die landschaft und alles. auch wenn ich mir das ansatzweise vorstellen kann, schöner schreibstil. auf das ihr noch viele abenteuer erlebt, erhebe ich eine flasche bier und rufe laut: prost!!
AntwortenLöschenmachs gut jo.